Wunschkunden Interviews

Die erschreckend einfache Alternative zu Wunschkunden-Interviews

Ich saß an meinem Schreibtisch, die Handballen auf der Unterkante meines Laptops, die Finger startklar über der Tastatur… 🤩✌️

Aber ich konnte nicht schreiben. Mir fiel nichts ein. 🥴 – Aber ich musste unbedingt voran kommen… Und zwar mit meinen Wunschkunden Interviews, die seit Tagen oben auf meiner Todo-Liste standen.

 

Auf meinem Word-Dokument stand ganz oben in Schriftgröße 11 die Überschrift „Wunschkunden-Umfrage“ und darunter das riesige weiße Nichts. 🙈🤢

Ich stand ein paarmal auf, holte mir etwas zu trinken, goss die Blumen, putzte das Waschbecken – und machte eben diese wichtigen Dinge, die ich in ähnlichen Situationen zur Studienzeit vor Klausuren professionalisiert hatte. (Denn es könnte ja sein, dass mir was einfällt, wenn ich mal kurz den Kopf freikriege und was anderes mache, ne? 😉 Der Rest musste ja eh getan werden.)

 

Es half nur leider nichts. Ich wollte meinen ersten Onlinekurs an den Start bringen, hatte eine Idee, die ich umsetzen wollte, und natürlich sagt dir jeder, du sollst vorher eine Wunschkunden-Umfrage machen, um festzustellen, ob deine Idee funktionieren kann – was durchaus Sinn macht. Du fragst in Kurzfassung deine Zielgruppe, was ihre Herausforderungen sind, wie sie damit umgehen und findest heraus, ob deine Idee einen Markt hat.

 

Mein Problem war nur: Ich kam mir “doof” vor, und mir war das Thema unangenehm. Was frage ich? Wen frage ich? Haben die Leute Lust, da mitzumachen? Sind sie ehrlich oder nett? Und wo bekomme ich überhaupt Umfrageteilnehmer her? 😫🤯

(Wenn's dir genauso geht, bitte sag mir in den Kommentaren, dass ich damit nicht alleine bin! 👀🙈👋)

 

Aber alle sagen ja, du sollst das machen, also Augen zu und durch!

Ich konnte mich tatsächlich dazu zwingen, ein paar Fragen runterzuschreiben und bastelte – wenn auch etwas widerwillig – einen Interview-Leitfaden daraus.

Nachdem das getan war, musste ich Freiwillige finden, die sich interviewen lassen wollen. Nur wo findest du die, wenn du gerade erst startest und z.B. noch gar keine Reichweite innerhalb deiner Wunsch-Zielgruppe hast?

Wie so viele andere auch startete ich in meinem persönlichen Netzwerk, streckte meine Fühler aus, fragte herum, ob jemand jemanden kennt, der jemanden kennt… Und schnell hatte ich fünf Interview-Partner.

 

Das Ergebnis war sehr erfreulich: Ich stieß auf viel Interesse und Zuspruch mit meiner Idee, aber später (beim Verkauf) stellten sich zwei riesige Showstopper heraus 🙅‍♀️ – und zwar aus dem folgenden Grund: Meine Interviewpartner waren nicht repräsentativ und viel progressiver als der Rest ihrer Artgenossen.

Meine Zielgruppe war erstens viel zu klein und zweitens online extrem schwer greifbar, so dass ich selbst unter größter Anstrengung nur knapp unter einem zweistelligen CPL (Cost per Lead = Kosten pro Anmeldung) für mein Freebie (!) herauskam. (Ja, das ist teuer.)

Im Nachhinein würde ich mein Projekt als „außerordentlich“ einstufen: außerordentlich teuer und außerordentlich lehrreich. 😱☠️😂

(Ich habe insgesamt tatsächlich sehr viele wertvolle Learnings mitgenommen. Allem voran, dass der Erfolg nicht über Nacht kommt – auch wenn du ihm 12, 13, 14 Nächte hintereinander eine neue Chance gibst. 😉🤷‍♀️)

 

Wie konnte mir das passieren?

Die Methode mit den Wunschkunden-Interviews oder den Wunschkunden-Umfragen hatte bei mir zwei Haken:

 

⚠️ Ich habe Interessenten gefragt und keine Kunden, die mein Angebot schon mal gekauft hatten und die mir sagen konnten, warum sie gekauft haben. 

 

In den Interviews habe ich viele Konjunktive verwendet:

  • „Würdest du A oder B machen?“
  • „Wenn es mein Angebot gäbe, was wäre mit XYZ?“
  • „Wenn du das Ziel meines Angebotes erreichen wolltest, was würdest du…?“

 

Wenn du noch keine Kunden hast, ist das der Weg, den du meistens gehst. Der birgt aber das Risiko, dass deine Interview-Partner etwas anderes sagen, als sie tatsächlich in diesen Situationen tun würden. Nicht weil die Welt voller Lügner ist, sondern weil in der Realität oft ganz viele weitere Faktoren eine Rolle bei unseren Entscheidungen spielen, an die wir in so einer künstlichen Befragungssituation gar nicht denken.

Bloß weil du A oder B hilfreich findest, muss das nicht heißen, dass du es auch kaufst. Das kann immer passieren, wenn man über Zukunftsszenarien in solchen Interviews spricht.

 

⚠️ Ich habe meine Interviewpartner überwiegend – wenn auch über ein paar Ecken – über mein persönliches Netzwerk gewonnen.

D.h. sie waren besonders onlineaffin und einfach anders als der Durchschnitt meiner vermeintlichen Wunschzielgruppe.

 

 

Wenn du Wunschkunden Interviews auch nicht besonders magst: willkommen im Club! 😅👋

 

Trotzdem muss man aber irgendwas machen, denn aus meiner Sicht solltest du nicht einfach so blind mit einem Angebot bzw. einer Dienstleistung starten und es oder sie online bewerben, one zu wissen, ob's gut werden kann. Ich seh das immer wieder bei Google Ads, wie wichtig es ist, dass du deine Kunden kennst, dass du ihre Bedürfnisse kennst und dass du ihre Sprache sprichst. Das kann deine Conversion Rates sofort verfielfachen.

Außerdem fällt dir das Schreiben deiner Anzeigentexte auch sofort viel leichter, wenn du weißt, welche Worte deine Zielgruppe tatsächlich verwendet und was ihr wirklick wichtig ist.

 

Glücklicherweise gibt es eine Alternative zu Wunschkunden-Interviews,

✅ für die du nicht so viel Aufwand betreiben musst

✅ die dir meist bessere Erkenntnisse liefert

✅ und für die du nur eine einzige Person um einen Gefallen bitten musst.

 

Nutz einfach Online-Communities für deine Recherche: Facebook-Gruppen zu bestimmten Themen (wenn du z.B. Coach bist), Nachbarschaftsportale (wenn du z.B. eine lokale Dienstleister:in bist) usw. 🎉

 

Damit dein Plan aufgeht, beachte ein paar Regeln.

 

So kannst du Step-by-Step mehr über deine Wunschkunden erfahren:

 

👉 Recherchier nach Communities, wo sich deine Zielgruppe aufhält, und tritt z.B. dieser Facebook-Gruppe bei, die du gefunden hast (und prüf kurz, ob das tatsächlich thematisch passt).

👉 Bitte einen Freund, ebenfalls der Gruppe beizutreten und (sinngemäß) das Folgende zu posten:

„Ich habe Problem X (das Problem, das du löst) und suche einen Dienstleister/Berater/Coach/Trainer (das, was dir entspricht, aber fass die Formulierung nicht zu eng). Wer von euch hat schon mit einem Dienstleister/Berater/Coach/Trainer an Problem X gearbeitet, den sie/er mir empfehlen kann?

Bitte sagt mir auch, was ihr bei der Zusammenarbeit gut fandet, damit ich mir ein besseres Bild machen kann.

Falls ihr weitere Tipps habt, worauf ich bei der Suche nach _______ achten sollte, freu ich mich.“

 

Was wird passieren?

Du wirst ziemlich bald ein paar erste Empfehlungen bekommen. Das werden andere sehen, die sich profilieren möchten. (Der Gruppendynamik sei Dank! 😅) Sie werden mit Empfehlung B ankommen und erklären, was die Nachteile von A sind usw., und schon ist eine Diskussion im Gange, aus der du noch ganz viele weitere Insights mitnehmen kannst. Vielleicht werden dir die User auch sagen, dass du dein Problem auf einem anderen Weg viel besser lösen kannst o.ä.: In dem Fall weißt du sofort, welche Alternativen zu deinem Angebot bzw. deiner Leistung es aus Sicht deiner Zielgruppe jetzt schon gibt.

So kannst du einerseits dein Marketing besser auf deine Wunschkunden abstimmen, und du hast zusätzlich die Möglichkeit, dein Angebot zu verbessern und deinen zukünftigen Kunden besser zu helfen, was sich in jedem Fall bezahlt machen wird. 🙌

 

Es kann sein, dass die Tipps übers Ziel hinausschießen, dass die Diskussion sich auf einmal vom Thema abwendet, dass dein Fragensteller DMs mit Angeboten von Konkurrenten bombardiert wird… 🥴

Für den Fall, dass es anders kommt, als erwartet, such dir einfach eine alternative Community. Meistens gibt es zu einem Thema mehr als genug Gruppen. 😉🤷‍♀️

 

Bitte achte auf Folgendes:

 

✅ Such dir aktive Communities (Plural!), denn es hilft dir nicht, wenn das Thema passt, aber nur 1 Beitrag pro Monat erscheint, den dann kaum einer kommentiert.

✅ Achte verstärkt auf die Antworten derjenigen, die tatsächlich schon eine kostenpflichtige Leistung in Anspruch genommen haben, denn du willst wissen, wie zahlende Kunden ticken.

✅ Das ist nicht der Moment oder die beste Gelegenheit, um Werbung für dich zu machen. Im Gegenteil! Es geht hier nur um Marktforschung. Also halte dich mit sämtlichen Tipps, Links oder schlimmstenfalls ungebetenen DMs zurück. Nichts davon ist hier angebracht.

✅ Halte dich komplett im Hintergrund und beobachte nur die Antworten. Wenn du gern auf Antworten reagieren und nachfragen möchtest, bitte deinen Fragesteller, das zu tun (und natürlich sollte sie/er sich auch für das Feedback der Gruppe bedanken).

 

In Summe wirst du auf diese Weise viele Insights von ganz unterschiedlichen Personen bekommen, die du allein mit einer Wunschkunden-Umfrage oder Wunschkunden-Interviews wahrscheinlich nicht bekommen hättest. Zusätzlich hast du die Möglichkeit, Insights von Käufern zu gewinnen, auch wenn du selbst gerade erst mit deinem Angebot in den Markt startest. 🤩✌️

 

Ich hoffe, das war hilfreich!

 

Teil gern mit uns in den Kommentaren, wie du mit dem Thema Marktforschung umgehst!

 


Sonja Gottschalk Über die Autorin

Ich bin Onlinemarketing-Expertin und offizieller Google Partner, ich biete Agenturdienstleistungen im Bereich Google Ads an, und ich bin die Gründerin der Search Mastery Membership – dem besten Mix aus Onlinekurs, individueller Beratung und Live-Workshops für deinen Erfolg mit Google Ads.

2 Kommentare
  • Das ist ein spannender Ansatz. Ich nutze und empfehle Facebook-Gruppen selbst gerne für die Marktforschung, aber so habe ich es noch nie probiert 🙂

    LG, Janneke

    14. März 2022at9:38
    • Sonja
      Antworten

      Danke, Janneke! Ja, dazu eigenen die sich richtig gut. – Ich bin auf die Idee gekommen, als ich selbst mal nach einem Schuster gesucht habe und Empfehlungen brauchte. 😅

      14. März 2022at19:30

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